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Die Krätze ist eine ansteckende und stark juckende, parasitäre Hautkrankheit. Zum Glück gibt es Mittel, die schnell dagegen helfen.
Krätze – das klingt nach einer Krankheit aus der Vergangenheit. Ein bisschen nach schmutzigen Seefahrerspelunken. Nach hygienischen Verhältnissen, mit denen es unsere Vorfahren nicht so genau genommen haben. Eine Hautkrankheit wie aus alten Romanen. Tatsächlich hat Krätze (medizinisch auch Skabies oder Scabies genannt) mit mangelnder Hygiene wenig zu tun. Und überholt ist sie leider auch nicht.
Ein altes, neues Phänomen
Wer denkt, Krätze sei aus unserer modernen Gesellschaft verschwunden, wird derzeit eines Besseren belehrt. Weltweit sind rund 300 Millionen Menschen davon betroffen. Auch in Deutschland kommt es immer wieder zu lokalen Ausbrüchen. Weil Krätze nicht zu den meldepflichtigen Erkrankungen zählt, gibt es keine genauen Zahlen. Aufgrund der verschriebenen Medikamente gehen Fachleute der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft und des Robert Koch-Instituts jedoch von mehreren tausend Krankheitsfällen im Jahr aus. Etwas häufiger trifft es dabei Kinder, Menschen im Seniorenalter sowie Personen mit geschwächtem Immunsystem. Wie kommt’s?
Die Ursache für Krätze
„Scabere“ lautet der lateinische Ausdruck für „kratzen“. Ausgelöst wird der starke Juckreiz, der mit der Erkrankung einhergeht, durch Krätzmilben.
- Sie gehören zu den Spinnentieren und sind maximal einen halben Millimeter „groß“ – also nur für Geübte mit bloßem Auge sichtbar und ansonsten unter dem Mikroskop.
- Sie sind Parasiten, die sich zunächst in die obere Hautschicht bohren und dann unter der Haut Tunnel graben. Dort legen die Weibchen dann ihre Eier ab.
- Sie bewegen sich fünf Millimeter pro Tag unter der Hautoberfläche entlang.
- Sie bohren sich im Larvenstadium wieder an die Hautoberfläche und bleiben da, bis sie geschlechtsreif sind.
Nach 14 Tagen beginnt dann ein neuer Milbenzyklus – und zwar wieder mit dem Tunnelbau.
Symptome: Krätze erkennen
Krätze zeigt sich als geröteter Hautausschlag, mit kleinen, dunkelroten Knötchen oder Pusteln an den Tunnelein- und -ausgängen. Manchmal sieht man auch faden- oder bogenförmige Gänge unter der Haut. Bevorzugte Körperregionen sind dort, wo die Haut zart, dünn und warm beziehungsweise die Milbe „geschützt“ ist:
- zwischen Fingern und Fußzehen
- in den Achselhöhlen
- hinter den Ohren
- im Bauchnabel
- an den Brustwarzen und im Genitalbereich
- an den Knöcheln
- bei Kindern auch: Gesicht und Kopfhaut, Fußsohlen- und Knöchel, Windelbereich
Der extreme Juckreiz gilt als Leitsymptom für die Krätze. Besonders in der Nacht und bei Wärme juckt die befallene Haut stark. Sie reagiert auf den abgesonderten Milbenkot allergisch. Da die Milben nachtaktiv sind und der Juckreiz durch die Bettwärme verstärkt wird, sind die Beschwerden dann besonders ausgeprägt.
Problematisch wird es, wenn durch das Kratzen Ekzeme entstehen und andere Krankheitserreger in die Haut eindringen, die Sekundärinfektionen begünstigen. Zudem sind körperliches Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit durch den Schlafmangel stark eingeschränkt.
Krätze und Ansteckung
Bei einer Erstansteckung braucht die Abwehr bis zu sechs Wochen, bevor sich der Hautausschlag zeigt. In dieser Zeit sind die betroffenen Menschen ansteckend, ohne es zu wissen. Tritt Krätze häufiger auf, zeigen sich die Symptome oft schon nach wenigen Tagen.
Fakt ist: Die Infektion überträgt sich schnell. Je mehr Milben, umso ansteckender ist die Krankheit. Allerdings braucht es einen intensiven Haut-zu-Haut-Kontakt über mehrere Minuten, damit die Milben wandern können. Das passiert überall dort, wo Menschen zusammenkommen, zum Beispiel innerhalb der Familie, in Pflege- oder Betreuungseinrichtungen, aber auch in Krankenhäusern, Praxen, Schulen und Kindergärten. Oder beim Sex. Alle Kontaktpersonen sollten sich deshalb gegen Krätze vorsichtshalber mitbehandeln.
Borkenkrätze
Sie wird auch „Skabies crustosa“ genannt und ist eine besondere Form dieser Hautkrankheit. Sie äußert sich durch flächige Hautrötungen und Schuppenbildung. Besonders in den Handflächen, an den Ellbogen oder Füßen kann es aufgrund eines massiven Milbenbefalls zu dicken Krusten (Borken) kommen. Häufig sogar ohne Juckreiz. Borkenkrätze befällt in der Regel keine Menschen mit einem gesunden Immunsystem. Da sie sehr ansteckend und langwieriger ist, werden Infizierte in der Klinik behandelt.
Wie behandelt man Krätze?
Die Krätzmilben müssen abgetötet und ihre Larven beseitigt werden. Sonst kommt es erneut zu einer Infektion. Dafür gibt es spezielle Mittel, sogenannte Antiscabiosa. Sie sind in Form von Cremes, Sprays, Lotionen oder Salben bei uns in Ihrer Apotheke erhältlich. In besonders schweren Fällen kann es auch sein, dass man ein entsprechendes Medikament einnehmen muss.
Die meisten Mittel gegen Krätze sind verschreibungspflichtig. Bitte beachten Sie Folgendes:
- Greifen Sie nicht auf eigene Initiative zu Mitteln oder Medikamenten gegen Krätze. Suchen Sie auf jeden Fall eine hausärztliche oder dermatologische Praxis auf. Dort wird überprüft, ob es sich tatsächlich um Krätze handelt. Das geschieht über Proben von Hautschüppchen: Sie werden unter dem Mikroskop nach Milben, Larven, Eiern oder Milbenkot untersucht.
- Gehen Sie zügig zum Arzt. Nach wie vor haftet der Krätze ein „Schmuddelimage“ an. Aus falscher Scham zögern viele Betroffene eine sinnvolle Behandlung zu lange hinaus. Das sorgt für unnötige Komplikationen und vor allem für weitere Ansteckungen.
- Nicht jeder Wirkstoff ist für alle gleichermaßen geeignet. Vorsicht ist generell bei der Behandlung von Kindern geboten. Gängige Mittel gegen Krätze enthalten die Wirkstoffe Permethrin, Ivermectin, Benzylbenzoat oder Crotamiton. Manchmal benötigt man zusätzlich ein Juckreiz stillendes Mittel (mit denselben Wirkstoffen, die auch bei Allergien zum Einsatz kommen, zum Einnehmen Levocetirizin und Desloratidion) oder ein vom Arzt verordnetes Kortison-Präparat. Letzteres wirkt auch gegen Hautentzündungen.
- Infektionszeit beachten und Kontakte möglichst meiden. Auch während der Behandlung kann es einige Zeit dauern, bis man nicht mehr ansteckend ist. Bei Permethrin dauert es in der Regel bis zu zwölf Stunden, bei einer einmaligen oralen Einnahme von Ivermectin etwa zwei Tage. Halten Sie in dieser Zeit unbedingt Abstand von anderen. Das verhindert eine Ausbreitung dieser lästigen Hautkrankheit.
- Behandlung sorgfältig durchführen. Medizinische Fachleute warnen davor, die Behandlung vorzeitig zu beenden, weil die Symptome nachlassen. Denn dann besteht die Gefahr, dass die Krankheit wieder von vorn losgeht („Ping-Pong-Effekt“). Sicherheitshalber werden deshalb auch alle Menschen, die engen Kontakt zu Betroffenen hatten, mitbehandelt.
Gut beraten
In Ihrer Apotheke erfahren Sie, worauf Sie bei der Behandlung unbedingt achten müssen. Manche Antiscabiosa brauchen einige Tage Einwirkzeit, bevor man wieder duschen oder baden kann. Wir informieren Sie auch, wie Sie den Heilungsprozess nach der Therapie sinnvoll unterstützen können. Dazu zählen beispielsweise Gele mit Aloe Vera, die die malträtierte Haut kühlen, sowie Salben, um die Haut zu pflegen und zu heilen. Gegen Hautjucken helfen zudem Badezusätze mit Mandel-, Erdnussöl oder Johanniskrautöl.
Vorsichtsmaßnahmen – aber welche?
Krätzmilben überleben bei normaler Zimmertemperatur und Luftfeuchtigkeit etwa zwei Tage ohne ihren Wirt, den Menschen. In einer kühleren und feuchteren Umgebung können sie auch bis zu zwei Wochen überdauern. Um die Umgebung von ihnen zu befreien, gilt:
- Fingernägel kurz schneiden und auf eine gute Handhygiene achten – denn beim Kratzen können sonst Milben unter den Nägeln weiterleben und eine Heilung verhindern.
- Bettbezüge, Handtücher, Kuscheldecken und -tiere, Kissen, Kleidung und Co. bei 50 Grad Celsius mindestens zehn Minuten lang waschen. Oder chemisch reinigen lassen. Achtung: Vermeiden Sie Hautkontakt mit den Textilien.
- Falls das nicht möglich ist, sollten Sie die Textilien in eine Plastiktüte packen und fünf Tage verschlossen und bei einer gleich bleibenden Raumtemperatur von 21 Grad Celsius lagern – das reicht, um den Milben den Garaus zu machen.
- Polstermöbel, Matratzen und Teppiche mit einem Staubsauger sorgfältig absaugen. Den Beutel dann entsorgen.
Teebaumöl – natürlich gegen Krätzmilben
Auf der Suche nach einem pflanzlichen Mittel gegen die lästigen Plagegeister rückt Teebaumöl in den Fokus – und zwar als Ergänzung. Versuche haben gezeigt, dass Krätzmilben schon kurze Zeit nach dem Auftragen von Produkten mit fünf Prozent Teebaumöl abgetötet wurden.
Martina Gersiek,